„Es sind nicht die Dinge selbst, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben.“
EPIKTET
Diese Redewendung zeigt auf, dass Menschen, die Expert:innen in ihrem Bereich sind, manchmal bei sich selbst weniger aufmerksam sind. Wie zum Beispiel Ärzt:innen, die nicht regelmäßig zur Vorsorge gehen.
Der Spruch kam mir in den Sinn, als ich über den Unterschied zwischen Wahrnehmung und Interpretation und deren Bedeutung für Feedback-Geben nachdachte. Letzteres kann ziemlich in die Hose gehen, wenn man den Unterschied nicht beherzigt. Ein immer wiederkehrendes Thema in meinen Führungscoachings. Dazu war mir ein Beispiel eingefallen, das mir selbst vor ein paar Jahren passiert ist.
Ich führte im Rahmen eines Prozesses „Unternehmens- und Führungskultur“ einen Kickoff-Workshop mit den Bereichsleiter:innen und Vorständen eines Unternehmens durch, das gerade fusioniert hatte. Ich kannte den Personalvorstand, ansonsten war das mein Einstand in der neuen Firma. Die HRlerin und ich hatten alles Nötige vorbereitet. Sie hatte mich auch vorgewarnt, dass der Bereichsleiter Finanzen sehr schwierig sei und die Maßnahme für unnötig halte. Da er eine herausgehobene Position im Unternehmen habe, würden jedoch viele seiner Verhaltensweisen geduldet. Es sei keine Seltenheit, dass er in einer Besprechung im Führungskreis mit Vorstand seinen Laptop zücke und eMails abarbeite, er habe „schließlich Besseres zu tun“.
Der Workshop lief „wie Butter“. Wir hatten Spielregeln für den Workshop verabredet, u.a. keine „private“ Benutzung von Handys und Laptops in den Sitzungen (Wunsch des Vorstands) und arbeiteten intensiv an den Themen. Ich konnte mich nicht beklagen, die Arbeitsatmosphäre war super, die Ergebnisse konstruktiv.
Und dann kam die Arbeitseinheit im letzten Teil des Workshops, in dem die Ergebnisse zusammengetragen und Maßnahmen verabredet werden. Ich stand am Flip und visualisierte die Ergebnisse. Nach einer Weile drehte ich mich um … und mein Blick fiel auf den „schwierigen“ Bereichsleiter. Er hatte gerade seinen Laptop hervorgeholt, aufgeklappt und tippte … ja was?
Wie hätten Sie reagiert?
Was dann tatsächlich passierte, erzähle ich Ihnen beim nächsten Mal.
Bis dahin. Ich wünsche Ihnen noch eine gute Woche!
Viele Grüße
Astrid Winderl