Ich unterhalte mich in der Pause einer Veranstaltung mit einem gestandenen Unternehmer. Nennen wir ihn Uwe.
Ăber 200 Mitarbeitende. Erfolgreiches inhabergefĂŒhrtes Unternehmen. Strukturiert, diszipliniert, strategisch. Einer, der’s „geschafft hat“ und zu Recht stolz darauf ist.
Er berichtet von seiner Art der FĂŒhrung (Typ der autoritĂ€re Chef, der ein Herz fĂŒr seine Mitarbeitenden hat), und fragt mich um meine Meinung. Mir ist klar, dass diese Frage eher rhetorisch ist und er „nur“ eine BestĂ€tigung möchte. Aber in dem Moment, in dem ich ihm vorsichtig ein wertschĂ€tzendes, sachliches Feedback gebe, kippt die Stimmung.
Sein Blick verengt sich. Die Körpersprache wird hart. đ
Er lehnt sich zurĂŒck, verschrĂ€nkt die Arme und sagt:
đ „Ich sehe das komplett anders. Das stimmt so nicht!“
(Und ich habe NICHTS Persönliches gesagt.)
Vielleicht kennst Du solche Momente auch â in denen ein GesprĂ€ch plötzlich eine ganz andere Richtung nimmt.
Was dann folgte: Schuldzuweisungen. VorwĂŒrfe. Du-Botschaften.
Die Verantwortung liegt â natĂŒrlich â bei den anderen:
dem Team, den UmstĂ€nden, dem Markt, seiner Assistentin, der neuen FĂŒhrungskraft.
Was auffÀllt:
đč Er sieht, was fehlt â aber nicht, was funktioniert.
đč Er spricht ĂŒber Fehler â aber nicht ĂŒber Entwicklung.
đč Er hört zu â aber nicht hin.
Mich hat das ehrlich gesagt kurz sprachlos gemacht.
Nicht, weil ich das nicht schon oft erlebt habe â sondern weil es mich immer wieder berĂŒhrt. Und aus diesem Grunde möchte ich diese Begegnung auch mit Euch teilen.
WAS PASSIERT DA?
Warum reagiert jemand so empfindlich auf RĂŒckmeldung, obwohl es doch eigentlich um Weiterentwicklung geht?
Warum ist der Wunsch nach Kontrolle oft stÀrker als der Wunsch nach VerÀnderung?
âĄïž Ich glaube, weil es in der Wahrheit um etwas Tieferes geht:
Die Angst, anders zu wirken (oder vielleicht sogar zu sein đ€), als man selbst glaubt zu sein.
Der berĂŒhmte blinde Fleck zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung.
Ăbrigens: Es hat mich nicht gewundert, dass Uwe von Coaching nichts hĂ€lt â fĂŒr ihn ist das alles ĂŒberflĂŒssiger „Firlefanz“. Er hat schlieĂlich immer noch alles selbst hinbekommen ⊠zumindest glaubt er das.
Nur: Zu welchem Preis â und mit welcher Wirkung auf andere?
Herzliche GrĂŒĂe
Astrid Winderl